Inmitten Israels, ihres eigenen Volkes, besingt die Weisheit ihren Ruhm. In der Gemeinde GOTTES, des Höchsten, und vor allen seinen Mächtigen singt sie ihr Lied:

Aus dem Mund des Höchsten ging ich hervor; und wie ein Nebel bedeckte ich die Erde. Im hohen Himmel war meine Wohnung, auf einer Wolkensäule stand mein Thron. Allein umschritt ich den Kreis des Himmels und ging umher in den Tiefen des Abgrundes. Ich herrschte über das wogende Meer, über alle Länder und alle Völker, und suchte überall nach einem Ruheort. Wo war das Land, in dem ich bleiben konnte? Da gab der Schöpfer aller Welt mir Weisung, er, der auch mich geschaffen hat, befahl: In Israel nimm deinen festen Wohnsitz, die Nachkommen Jakobs sollen dir gehören! Am Anfang schuf er mich, vor aller Zeit, und bis in Ewigkeit werde ich nicht vergehen. Ich diente ihm in seinem heiligen Zelt, dann wurde der Zionsberg mein fester Platz. In Jerusalem, der geliebten Stadt, ließ er mich ein Zuhause finden, dort übe ich jetzt meine Herrschaft aus.

Ich schlug Wurzeln bei dem vielgerühmten Volk, das der HERR sich zum Eigentum erwählt hat. Wie die Libanonzeder wuchs ich empor, wie eine Zypresse hoch auf dem Hermon; ich wuchs wie die Palmen in En-Gedi, wie Oleanderbüsche in Jericho, wie ein prächtiger Ölbaum im ebenen Land, wie eine Platane wuchs ich empor. Der lieblichste Duft ging von mir aus, wie Duft von Zimt, Gewürzrohr und Myrrhe, wie der von Galbanum, Onyx und Stakte, von den Weihrauchwolken im heiligen Zelt. Ich breitete mich aus wie eine Eiche mit stattlichen, wunderschönen Zweigen. Wie ein Weinstock trieb ich herrliche Ranken, aus meinen Blüten wurde reiche, beste Frucht. Kommt alle her, die ihr mich haben wollt! Kommt, eßt euch satt an meinen Früchten! Wenn einer sich an mich erinnert, denkt er an etwas Süßeres als Honig. Doch wer mich als festen Besitz erwirbt, bekommt noch Besseres als besten Honig. Eßt mich, dann habt ihr Hunger nach mehr; trinkt mich, dann habt ihr Durst auf mehr! Gehorcht mir, dann werdet ihr nicht enttäuscht! tut, was ich sage, und bleibt frei von Schuld!

Die Weisheit und das Gesetz

Die ganze Weisheit zeigt sich im Buch des Bundes, den GOTT, der Höchste, mit uns geschlossen hat. Dieses Buch ist das Gesetz, das Mose uns verkündet hat, der Erbbesitz der Nachkommen Jakobs in allen ihren Gemeinden. Das Gesetz ist voll von Weisheit, randvoll wie der Pischonfluß, wie der Tigris zur Zeit der ersten Früchte. Es ist voll von Erkenntnis, überfließend wie der Euphrat, wie der Jordan zur Zeit der Ernte. Es strömt über von Unterweisung wie der Nil, wie der Gihon zur Zeit der Weinlese.

Der erste Mensch, der die Weisheit des Gesetzes erforschte, ist nie damit fertig geworden, und auch der letzte wird sie nicht ausschöpfen. Denn ihr Gedanken reichen weiter als das Meer, und ihre Einsicht ist tiefer als der tiefste Abgrund.

Ich selbst sah mich wie einen Kanal, der Wasser aus dem Fluß in einen Garten leitet. Ich wollte nur meinen Garten bewässern und meine Beete tränken. Aber der Kanal schwoll an zum Strom, und der Strom wurde zum Meer. Nun will ich weitergeben, was ich gelernt habe; es soll hinausstrahlen und weithin leuchten wie die Morgensonne. Wie ein Prophet will ich Belehrung von mir geben und sie den kommenden Generationen hinterlassen. Ihr werdet sehen: Nicht nur für mich selbst habe ich mir so viel Mühe gegeben, sondern für alle, die nach der Weisheit fragen.

Kapitel 25:

Wer Lob verdient und wer nicht

An drei Dingen habe ich besondere Freude, sie gelten bei dem HERR und bei Menschen als schön: wenn Brüder einander gut verstehen, wenn Nachbarn gute Freunde sind und wenn Eheleute harmonisch miteinander leben.

Drei Arten von Menschen kann ich nicht ausstehen, weil ihre Lebensweise mich abstößt: hochmütige Bettler, betrügerische Reiche und alte Männer, die so unvernünftig sind, sich mit fremden Frauen abzugeben.

Wenn du in der Jugend keine Erfahrung gesammelt hast, kannst du im Alter nicht darauf zurückgreifen. Klares Urteil und hilfreicher Rat passen gut zu weißem Haar. Weisheit, Besonnenheit und Einsicht, das ist es, was man von Alten, angesehenen Männern erwartet. Die Krone alter Menschen ist ihre Erfahrung, aber ihr größter Stolz kann nur die Ehrfurcht vor dem HERRN sein.

Neun Beispiele von wahrem Glück kann ich aufzählen, aber am meisten preise ich das zehnte:

wenn man an seinen Kindern Freude haben kann;

wenn man den Sturz seiner Feinde erlebt;

wenn ein Mann mit einer verständigen Frau verheiratet ist;

wenn Mann und Frau ein besseres Gespann abgeben als Ochse und Esel;

wenn einer nie durch seine Worte schuldig wird;

wenn man nicht für jemand arbeiten muß, der weniger kann als man selbst;

wenn man einen wirklichen Freund findet;

wenn einer beim Reden aufmerksame Zuhörer hat

und wenn einer Weisheit erlangt hat. Dann ist er wahrhaftig groß geworden.

Aber keiner übertrifft den, der den HERRN erst nimmt! Ein solcher Mensch ist mit niemand zu vergleichen, denn die Ehrfurcht vor dem HERRN ist größer und wichtiger als alles!

Über Frauen

Keine Wunde ist schlimmer als verwundete Liebe. Keine Schlechtigkeit ist größer als die, zu der Frauen fähig sind. Kein Angriff ist gefährlicher als ein Angriff von Menschen, die hassen. Keine Vergeltung ist grausamer als die Vergeltung der Feinde. Kein Gift ist tödlicher als Schlangengift, und kein Zorn ist schlimmer als der Zorn einer Frau.

Lieber mit einem Löwen oder Drachen zusammenwohnen als mit einer bösen Frau! Die Laune einer Frau verändert ihr Gesicht, bis sie dreinschaut wie ein grimmiger Bär. Ihr Mann muß bei den Nachbarn essen gehen; dort sitzt er am Tisch und seufzt, ohne es zu wollen. Jeder Ärger ist klein, verglichen mit dem Ärger, den eine Frau bereiten kann. Das Schicksal der Sünder soll sie treffen!

Eine Frau, deren Zunge nie stillsteht, ist für einen ruhigen Mann genauso anstrengend wie ein steiler Sandhügel für die Füße eines Greises.

Fall nicht auf die Schönheit einer Frau herein! Begehre auch keine zur Frau, nur weil sie Vermögen hat. Ein Mann, der sich von seiner Frau ernähren läßt, muß sich auf Wutausbrüche, Unverschämtheiten und große Schande gefaßt machen. Ein niedergedrücktes Gemüt, ein saures Gesicht und ein gebrochenes Herz – das ist das Werk einer schlechten Frau. Kraftlose Hände und zitternde Knie bekommt ein Mann, der mit seiner Frau nicht glücklich ist. Mit einer Frau hat die Sünde angefangen, ihretwegen müssen wir alle sterben. Gib dem Wasser in deiner Zisterne keinen Abfluß, und einer bösen Frau erlaube keine Unverschämtheit! Wenn sie dir nicht auf Wort und Wink folgt, dann schick sie weg!

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